Hommage an die deutsche KURZE LEDERHOSE

 

Dieses urdeutsche Kleidungsstück wurde von Jungen wie Mädchen in den fünfziger und sechziger Jahren, außer in ganz kalter Jahreszeit, tagtäglich getragen. Es war seinen Preis wert. Wuchsen in einer Familie zwei oder drei Kinder auf, wurden eigentlich nur für das erstgeborene drei Hosen für die Altersstufen 6 bis 10, 10 bis 14, und über 14 Jahre, fällig. Die jüngeren rückten gewissermaßen nach. Ihre Hosen waren natürlich je nach Altersunterschied oft charmant zu weit oder saßen sehr stramm. Im übrigen waren Lederhosen vor der Jeanswelle ein frühes Beispiel für Unisex-Mode.

 

Vorgestellt wird hier der Typ Lederhose mit zwei Reißverschlüssen und einem mehr oder weniger breiten Beinumschlag. Mit dem in Bayern und Österreich üblichen Knopflatz-Modell konnte ich als norddeutscher Junge keine Freundschaft schließen. Ich entsinne mich an Kameraden, die sie tragen mußten, weil keine anderen Hosen verfügbar waren. Es sah in der Residenzstadt seltsam aus. Bis der Besitzer der Fürstlichen Brauerei eines Tages seine zur Arbeit getragene Lederschürze durch eine üppig mit Edelweiß verzierte bayerische knielange Hose ersetzte. In seiner Gastwirtschaft Brauhaus das Bier von ihm persönlich serviert zu bekommen, war ohnehin schon eine Ehre. Die schöne Lederhose setzte noch was drauf. Wurde er auf das zünftige Stück angesprochen, bemerkte er augenzwinkernd: "Auch Männer machen Mode!"

Singulärer Kram wie kurze Lederhosen, die eine typisch deutsche Erfindung sind, markieren Wendepunkte in den Romanen SNAKIE – DIANA und SNAKIE – BILLY. Sie begünstigen Freundschaften, treiben sie zum Bruch oder helfen sentimentale Beziehungen neu anzuknüpfen. In den ersten zwei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, als Städte und Dörfer nicht so überfüllt und Menschen weit weniger gestreßt waren als heute, wirkte das Erscheinen nackter Beine in kurzen Lederhosen mit einem erotischen Unterton manchmal wie ein sanfter Zauber. Ein außer Mode gekommenes Abrakadabra, gegenwärtig oft eher schlecht als recht ersetzt durch knielange Shorts mit Tarnmuster und riesigen Taschen wie für Straßendiebe.

 

 

Seit ich die Lederhosen meiner Jugend wieder anziehe, grüßen mich Leute, die mich norddeutschen Piefke vorher ignorierten. Öfters höre ich: „Mei, so a schene olte Lederhos’n!“ Als sei ich, ortsüblich gekleidet die Tradition ehrend, gesellschaftsfähiger als in Jeans. Lederhosen gehören in Österreich wie in Bayern zur Tracht und passen eher in den Alltag als sonstwo. Doch haben sie meist kaum Gebrauchsspuren, weil sie eben vornehmlich nur an Festtagen oder zu folkloristischen Anlässen getragen werden. Außerdem sticht das schwarz oder braun eingefärbte Hirsch- und Rehleder distinguiert gegen meine abgewetzten, täglich getragenen Hosen in Mausgrau oder im Grüngelb getrockneter Erbsen ab, die wie der jugendliche Protest eines alten Mannes gegen die rasende Veränderung der Zeitläufe wirken.

 

SIND KURZE LEDERHOSEN EIN FETISCH GEWORDEN ?? – Das ist eine gute Frage!  ·  GIF 00:45

 

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